Christus im Alten Testament – 2. Teil

Eine Übersetzung des Artikels „Christ in the Old Testament“ von Paul Chung auf der Webseite asitreads.com (siehe Ende des Artikels für mehr Informationen über die Übersetzung).

Link zum 1. Teil des Artikels

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Christus als der Engel des Herren

Einige sagen, dass Christus den mäßigen Gebrauch von gegorenem Wein befürwortete. Sie verweisen auf sein Wunder, Wasser in Wein zu verwandeln, als Beweis dafür. Aber wir legen einen Einspruch ein: Christus hat niemals berauschenden Wein hergestellt. Eine solche Handlung hätte allen seinen Lehren und dem Beispiel seines Lebens widersprochen. Er war der Engel, der die Kinder Israels in die Wüste führte. Er verkündete das Gesetz vom Sinai aus. {HR July 1, 1878, par. 11}

Durch ihn spricht der Herr: „3 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Erretter! Ich habe Ägypten hingegeben als Lösegeld für dich, Kusch und Saba an deiner Stelle. 4 Darum, weil du kostbar bist in meinen Augen [und] wertgeachtet und ich dich lieb habe, so gebe ich Menschen für dich hin und Völker für dein Leben. 5 Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir. Ich will deinen Samen vom Osten herführen und dich vom Westen her sammeln. 6 Ich will zum Norden sagen: Gib heraus!, und zum Süden: Halte nicht zurück! Bringe meine Söhne aus der Ferne herbei und meine Töchter vom Ende der Welt, 7 einen jeden, der mit meinem Namen genannt ist und den ich zu meiner Ehre geschaffen habe, den ich gebildet und gemacht habe. 8 Bringe hervor das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben! 9 Alle Heidenvölker mögen zusammenkommen und die Nationen sich vereinigen! Wer unter ihnen kann dies verkündigen und uns Früheres hören lassen? Lass sie ihre Zeugen stellen und sich rechtfertigen; dann wird man es hören und sagen: Es ist wahr! 10 Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich es bin; vor mir ist kein Gott gebildet worden, und nach mir wird es keinen geben. 11 Ich, ich bin der HERR, und außer mir gibt es keinen Retter. 12 Ich habe verkündigt, gerettet und von mir hören lassen und bin nicht fremd unter euch; und ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, dass ich Gott bin. 13 Ja, von jeher bin ich derselbe, und niemand kann aus meiner Hand erretten. Ich wirke — wer will es abwenden? / 15 Ich, der HERR, bin euer Heiliger, der Schöpfer Israels, euer König.“ Jesaja 43,3-13.15 {PrT May 30, 1895, par. 4}

Anmerkung: Der Vater „sprach durch“ den Engel des Herrn, der Christus war.

Christus ist derjenige, durch den Gott sich den Menschen zu allen Zeiten offenbart hat. „… so gibt es für uns doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir für ihn; und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir durch ihn.“ 1 Korinther 8,6. „Das ist der [Mose], welcher in der Gemeinde in der Wüste war zwischen dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete, und unseren Vätern; der lebendige Worte empfing, um sie uns zu geben …“ Apostelgeschichte 7,38. Dieser Engel war der Engel des Angesichts Gottes (Engel der Gegenwart Gottes; Jesaja 63:9), der Engel, in dem der Name des großen Jehovas war (2 Mose 23,20-23). Die Bezeichnung kann sich auf keinen anderen als auf den Sohn Gottes beziehen. {Patriarchs and Prophets: PP 761.4}

Dieser Charakter von Mose bedeutet nicht einfach passiven Widerstand gegen das Böse, sondern Beharrlichkeit in einem festen und konsequenten Kurs. Er behielt den Herrn immer vor seinen Augen, und der Herr war zu seiner Rechten, um ihm zu helfen. Mose hatte ein tiefes Gefühl für die Persönlichkeit Gottes. Er sah Gott. Er blickte nicht nur durch die Jahrhunderte hindurch auf einen Christus, der sich offenbaren würde. Sondern er sah Christus, der die Kinder Israels auf allen ihren Reisen in besonderer Weise begleitete. Gott war für ihn real und in seinen Gedanken gegenwärtig. Als er aufgefordert wurde, sich um Christi willen einer Gefahr zu stellen, Beleidigungen zu ertragen und missverstanden zu werden, hielt er beharrlich durch, ohne sich zu rächen. Mose glaubte an Gott als jemanden, den er brauchte und der ihm helfen würde, weil er seine Hilfe brauchte. Gott war für ihn eine gegenwärtige Hilfe in Zeiten der Not. {Lt 42, 1886, par. 2}

„Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes legte Zeugnis ab von ihm, rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir gewesen, denn er war eher als ich.“ [Johannes 1,14-15]. Ja, Er war eher als Johannes. Eingehüllt in die Wolkensäule bei Tag und in die Feuersäule bei Nacht, führte er die Kinder Israels durch die Wüste. „Und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade um Gnade.“ [Johannes 1,16]. Johannes war ein brennendes und leuchtendes Licht, aber er war nicht das Licht, das die ganze Welt mit dem Glanz der erlösenden Liebe erhellen sollte. Er war vor Johannes da; denn Er existierte von Ewigkeit her mit dem Vater. {Ms 187, 1903, par. 13}

Als Mose eines Tages die Herden am Horeb, dem „Berg Gottes“ {2 Mose 3,1}, weidete, sah er einen Busch in Flammen stehen. Zweige, Blätter und Stamm brannten und schienen doch nicht verzehrt zu werden. Er ging hin, um diese wunderbare Erscheinung anzusehen. Da hörte er eine Stimme aus dem Feuer, die ihn mit Namen rief. Mit bebenden Lippen antwortete er: „Hier bin ich“ {2 Mose 3,4}. Er wurde gewarnt, nicht unehrerbietig näher zu kommen: „Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliges Land! … Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs!“ {2 Mose 3,5-6}. Das war er, der sich als der Engel des Bundes den Vätern in vergangenen Zeiten offenbart hatte. „Da verbarg Mose sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen“ {2 Mose 3,6}. {Patriarchs and Prophets: PP 251.2 / vgl. Patriarchen und Propheten: PP 228.2; vgl. WAB 233.1}

Die typischen Opfer und Gaben dieser Zeit stellten Christus dar, der das vollkommene Opfer für den sündigen Menschen werden sollte. Neben diesen geheimnisvollen Symbolen und Schattenbildern, die auf einen kommenden Erlöser hindeuteten, gab es einen gegenwärtigen Erlöser für die Israeliten. Er war es, der sie bei Tag in eine Wolkensäule und bei Nacht in eine Feuersäule gehüllt auf ihrer Reise führte. Er war es auch, der Mose direkt die Worte gab, die er dem Volk wiederholen sollte … Er, der bei der Erschaffung des Menschen dem Vater gleich war, war Befehlshaber, Gesetzgeber und Führer seines frühzeitlichen Volkes. The Review and Herald, 2. März 1886 {TMK 101.3}

Anmerkung: Wir lesen: „Die Stimme des Herrn erging an ihn: Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs!“ Wer hat das gesagt? Der „Engel des Herren“. Uns wird gesagt: „denn mein Name ist in ihm“ (2 Mose 23,21). Somit ist des Vaters Name in diesem Engel … und wie lautet dieser Name? Gott, der Allmächtige.

Beachten wir auch: „denn er wird eure Übertretungen nicht ertragen {Anm. Hebr.: נָשָׂא nasah; kann „Verzeihung“ bzw. „Vergebung“ bedeuten}“ (2 Mose 23,21). Kann ein Engel „eure Übertretungen“ ertragen bzw. verzeihen? Daher wissen wir, dass dies kein gewöhnlicher Engel war. Das einzige Wesen, das außer dem Vater unsere Übertretungen vergeben kann, ist Christus.

Diese Passagen zeigen, dass der Engel des Herrn, der Mose erschien, tatsächlich Christus ist ... und wir können sehen, dass das inspirierte Zeugnis mit der Heiligen Schrift übereinstimmt.

Ein Engel der Sohn Gottes war

Daniel 3,25 - Er antwortete und sprach: Siehe, ich sehe vier Männer mitten im Feuer frei umherwandeln, und es ist keine Verletzung an ihnen; und die Gestalt des vierten gleicht einem Sohn der Götter! {alternative Übersetzung: gleicht einem Sohn Gottes; Hebr.:  לְבַר־ אֱלָהִֽין}

Doch dann, nur wenige Verse später, erklärt Nebukadnezar:

Daniel 3,28 – […] Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, der seinen Engel (Hebr.: מַלְאֲכֵהּ֙) gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn vertrauten und das Gebot des Königs übertraten und ihre Leiber hingaben, weil sie keinen anderen Gott verehren und anbeten wollten als ihren Gott allein!

Als Nebukadnezar also einen Mann mit dem Aussehen "eines Sohnes Gottes" sieht, weiß er, dass es sich um einen „Engel“ (מַלְאֲכֵהּ֙) Gottes handelt.

Auch Uriah Smith bekräftigt in seinem Buch „Daniel and Revelation“ (Daniel und Offenbarung) diesen Gedanken:

Lasst uns in all unseren Prüfungen, Bedrängnissen, Verfolgungen und Notlagen „die Gestalt des vierten“ bei uns haben, denn das genügt. / Der König sagte: „die Gestalt des vierten gleicht dem Sohn Gottes“. Einige meinen, dass sich diese Formulierung auf Christus bezieht; aber es ist unwahrscheinlich, dass der König eine Vorstellung vom Erlöser hatte. Eine bessere Wiedergabe laut guten Quellen wäre „einem Sohn der Götter“; das heißt, er hatte das Aussehen eines übernatürlichen oder göttlichen Wesens. Nebukadnezar nannte ihn später einen Engel. {DAR 82.1 – 83.1}

Der Prophet Jesaja sagt:

Jesaja 63,9 - Bei all ihrer Bedrängnis war er auch bedrängt, und der Engel seines Angesichts rettete sie; in seiner Liebe und seinem Erbarmen hat er sie erlöst; er nahm sie auf und trug sie alle Tage der Vorzeit.

Anmerkung: Christus wird hier als der „Engel seines Angesichts“ {Alternativ: Engel seiner Gegenwart} dargestellt. Mit anderen Worten: Christus als der "Engel des Herrn" repräsentiert oder verkörpert die Gegenwart des Vaters

ICH BIN

2 Mose 3,13-15 - 13 Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israels komme und zu ihnen sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mich fragen werden: Was ist sein Name? — was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: »Ich bin, der ich bin!« Und er sprach: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: »Ich bin«, der hat mich zu euch gesandt. 15 Und weiter sprach Gott zu Mose: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: Der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt; das ist mein Name ewiglich, ja, das ist der Name, mit dem ihr an mich gedenken sollt von Geschlecht zu Geschlecht.

Johannes 8,58 - Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich!

Anmerkung: Wenn wir diese beiden Passagen betrachten, können wir sehen, dass Jesus den Namen „ICH BIN“ als seinen eigenen ansah. Das ist derselbe Name, mit dem der Gott des Alten Testaments zu Mose sprach und sich identifizierte.

Daraus lässt sich schließen, dass Jesus sich im Wesentlichen mit dem Gott des Alten Testaments gleichsetzt. Dies führt jedoch zu einer gewissen Mehrdeutigkeit hinsichtlich der Identität des „Gottes“, der eigentlich zu Moses sprach. War es der Vater oder der Sohn?

Ich glaube, dass die Feder der Inspiration etwas Klarheit schafft:

Mit feierlicher Würde antwortete Jesus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich!“ / Schweigen ergriff die große Versammlung. Den Namen Gottes, der Mose geoffenbart worden war, um den Gedanken der ewigen Gegenwart auszudrücken, hatte dieser Rabbi aus Galiläa als seinen eigenen beansprucht. Er hatte behauptet, jener eine zu sein, der aus sich selbst existieren kann, jener, der Israel verheißen worden war und „dessen Hervorgehen von Anfang, von den Tagen der Ewigkeit her gewesen ist.“ Micha 5,1 {DA 469.4-5 / vgl. LJ 466.2-3; vlg. SDL 454.4-5}

Christus ist die Weisheit Gottes. Er ist der große „ICH BIN“ für die Welt. {ST December 12, 1895, par. 5}

Anmerkung: Auch hier ist es wichtig anzumerken, dass die Titel an Christus durch seine Zeugung „übergeben“ wurden. Christus hat als Erbe einen ausgezeichneten Namen erhalten (Hebräer 1,4; Anm. paraphrasiert). Mit anderen Worten: „Gott, der Allmächtige“, „Jehova“ oder „ICH BIN“ sind allesamt Namen, die letztendlich dem Vater gehören. Doch ein „ausgezeichneter Name“ wurde Christus gegeben und so kann er diese „Namen“ als seine eigenen beanspruchen … Daher ist Christus zu Recht „der große ‚ICH BIN‘ für die Welt“.

Es soll verdeutlicht werden, dass Christus zwar denselben Namen trägt (samt göttlichen Eigenschaften), nicht jedoch als Sohn die gleiche Person wie der Vater ist. Sie sind zwei deutlich voneinander getrennte Individuen, obwohl sie denselben Namen tragen (nicht viel anders als mein Sohn und ich, die wir denselben Namen teilen; wir sind beide „Herr Chung“, aber nicht ein und dieselbe Person).

Geist Christi der in ihnen war

Die folgenden Aussagen zeigen, wie es der Geist Christi war (auch bekannt als „Heiliger Geist“; nicht ein völlig eigenständiges Individuum), der im Alten Testament wirkte, indem er die Patriarchen und die Propheten inspirierte und durch sie sprach.

1 Petrus 1,9-11 - … wenn ihr das Endziel eures Glaubens davontragt, die Errettung der Seelen! Wegen dieser Errettung haben die Propheten gesucht und nachgeforscht, die von der euch zuteilgewordenen Gnade geweissagt haben. Sie haben nachgeforscht, auf welche und was für eine Zeit der Geist des Christus in ihnen hindeutete, der die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgenden Herrlichkeiten zuvor bezeugte.

Auf Grund des inspirierten Zeugnisses Moses und der Propheten wies er nach, dass Jesus von Nazareth der angekündigte Messias war. Zugleich zeigte er, dass Christi Stimme von den Tagen Adams an durch Patriarchen und Propheten geredet hatte. {AA 221.2 / WA 221.3; vlg. GNA 137.1}

Es war Christus, der mit Abraham unter den Eichen von Mamre sprach; mit Isaak, als dieser abends aufs Feld hinausging zum Gebet; mit Jakob auf den Höhen bei Bethel; mit Mose inmitten der Berge von Midian und mit dem jungen David, als dieser seine Schafe hütete. Fünfzehnhundert Jahre lang verließen die Hebräer auf Christi Anweisung hin jedes Jahr eine Woche lang ihre Heime und wohnten in Hütten aus grünen Zweigen von schönen Bäumen, Palmwedeln und Zweigen von Laubbäumen und Bachweiden (3 Mose 23,40). {DA 290.3 / vgl. LJ 278.3; vgl. SDL 272.3}

„Der Mensch Christus Jesus war nicht der Herr, der allmächtige Gott“

Innerhalb der nicht-trinitarischen Gemeinschaft argumentieren viele (vielleicht im Bemühen, die überragende Stellung des Vaters zu unterstreichen), dass der Titel „Gott, der Allmächtige“ ausschließlich dem Vater gehören müsste. Die folgende Aussage wird oft zitiert, um dieses Argument zu rechtfertigen, aber lasst uns genau prüfen, ob diese Position vertretbar ist. Eine Sache, die man im Hinterkopf behalten sollte, ist folgende: Indem Christus alle Eigenschaften gegeben werden, die ihm zu Recht zustehen, negiert dies in keiner Weise seine Zeugung; dadurch wird auch die Position des Vaters nicht verunglimpft. Ferner hält der Vater selbst es für richtig, dass der Sohn ihm in allen Dingen gleichgestellt ist.

Es gibt niemanden, der das Geheimnis der Inkarnation von Christus erklären kann. Dennoch wissen wir, dass Er auf diese Erde kam und als Mensch unter Menschen lebte. Der Mensch Christus Jesus war nicht der Herr, der allmächtige Gott, dennoch sind Christus und der Vater eins. Die Gottheit ist nicht unter der qualvollen Folter von Golgatha untergegangen, dennoch ist es wahr, dass Gott so sehr die Welt geliebt hat, „dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3,16) {Ms 140, 1903, par. 28; 5BC 1129.7}

„Da, seht ihr, der Mensch Christus Jesus ist nicht der Herr, der allmächtige Gott!“ Lasst uns aber bitte sorgfältig auf die Worte achten, liebe Freunde. Bitte achten wir darauf, dass es im Zitat nicht heißt: „Der Mensch Christus Jesus ist nicht der Herr, der allmächtige Gott“. Sondern es heißt: „Der Mensch Christus Jesus war nicht der Herr, der allmächtige Gott“. Die Zeitform des Verbs „sein“ ist wichtig an dieser Stelle.

Vergleichen wir dies mit dem Zitat aus RH (Review & Herald) March 12, 1908, in dem die Engel tatsächlich Christus als den Herrn, den allmächtigen Gott, anbeten:

Die Krönung der Eigenschaften Christi war seine Heiligkeit. Die Engel verneigen sich in Anbetung vor ihm und rufen: „Heilig, heilig, heilig, Herr, allmächtige Gott“. Er wird als herrlich in seiner Heiligkeit bezeichnet. Studiert den Charakter Gottes. Indem ihr Christus betrachtet, ihn im Glauben und im Gebet sucht, könnt ihr wie er werden. {RH March 12, 1908, par. 4}

Anmerkung: Aus den Grammatikregeln geht eindeutig hervor, dass das Vorwort für die Pronomen „sein“, „ihm“ und „er“ eindeutig Christus ist. Die Engel beten Christus mit dem Ausruf "Heilig, heilig, heilig, Herr, allmächtige Gott" an.

Was ist dann hier los? Warum sagt Schwester White, dass er nicht der Herr, der allmächtige Gott, war? Ich möchte vorschlagen, dass die Antwort auf diese Frage auf seine Inkarnation zurückzuführen ist. Als er vom Thron des Himmels herabstieg, übergab er das Zepter tatsächlich zurück in die Hand Gottes (was übrigens darauf hinweist, woher er es ursprünglich hatte).

Wir können das im Kontext unten sehen, wo ich einige Dinge hervorgehoben {Anm. unterstrichen} habe. Beachten wir bitte die Formulierung „Mensch Christus Jesus“, die speziell auf die Menschwerdung Christi hinweist:

Christus verließ seine Position in den himmlischen Höfen und kam auf diese Erde, um das Leben der Menschen zu führen. Dieses Opfer brachte er, um zu zeigen, dass Satans Vorwurf gegen Gott falsch ist – dass es für den Menschen möglich ist, den Gesetzen des Reiches Gottes zu gehorchen. Dem Vater gleich, von den Engeln verehrt und angebetet, demütigte sich Christus für uns. Er kam auf diese Erde, um ein Leben in Demut und Armut zu führen, um ein Mann der Schmerzen mit Kummer vertraut zu sein. Dennoch trug seine Menschlichkeit das Siegel der Göttlichkeit. Er kam als göttlicher Lehrer, um die Menschen zu erheben und ihre körperliche, geistige und spirituelle Fähigkeit zu fördern. {Ms 140, 1903, par. 27; 5BC 1129.6}

Es gibt niemanden, der das Geheimnis der Inkarnation von Christus erklären kann. Dennoch wissen wir, dass Er auf diese Erde kam und als Mensch unter Menschen lebte. Der Mensch Christus Jesus war nicht der Herr, der allmächtige Gott, dennoch sind Christus und der Vater eins. Die Gottheit ist nicht unter der qualvollen Folter von Golgatha untergegangen, dennoch ist es wahr, dass Gott so sehr die Welt geliebt hat, „dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3,16) {Ms 140, 1903, par. 28; 5BC 1129.7}

Er stieg vom Ehrenthron herab, legte sein königliches Gewand und seine königliche Krone ab und gab das Zepter in die Hand seines Vaters zurück. Indem er Göttlichkeit mit Menschlichkeit verhüllte, erniedrigte er sich selbst und kam in eine Welt, die vom Fluch gezeichnet und entstellt war. Um euretwillen wurde er arm, „damit ihr durch seine Armut reich würdet“. {2 Korinther 8,9} Obwohl er die Majestät des Himmels war, trug er das Kreuz der Schande. {YI May 27, 1897, par. 3}

Was hier also – durch die Rückgabe des Zepters in die Hand des Vaters – angedeutet wird, ist, dass der Sohn vorübergehend sein Anrecht als Allmächtiger aufgibt. Dies wird durch das folgende Zitat verdeutlicht:

Als Jesus geweckt wurde, um dem Sturm zu begegnen, bewies er vollkommene Ruhe und Sicherheit. Wort und Blick verrieten nicht eine Spur von Furcht; denn sein Herz war frei davon. Aber er verließ sich nicht darauf, allmächtige Kraft zu besitzen. Nicht als „Herr der Erde, des Meeres und des Himmels“ bewahrte er diese Ruhe. Jene Macht hatte er niedergelegt, denn er sagte: „Ich kann nichts von mir selbst aus tun“ Johannes 5,30. Er vertraute auf die Macht des Vaters. Jesus ruhte im Glauben – im Glauben an die Liebe und Fürsorge Gottes. Die Macht des Wortes, die den Sturm stillte, war die Macht Gottes. {DA 336.1 / vgl. LJ 326.6; vgl. SDL 320.5}

Verstehen wir das? Als Jesus dem tobenden Sturm begegnete, verließ er „sich nicht darauf, allmächtige Kraft zu besitzen.“ Denn diese Kraft hatte er niedergelegt. Nun lasst uns das weiterdenken. Wenn Christus diese „allmächtige Kraft“ niedergelegt hat, dann bedeutet das, dass er sie vorher besessen hat! Man kann nicht ablegen, was man ursprünglich nicht besaß. Sie gehörte ihm, aber er gab sie freiwillig ab. In seinem Dasein vor der Menschwerdung war er also wirklich allmächtig, nicht anders als sein Vater! Während seiner Zeit hier auf der Erde war er es jedoch nicht.

Das ist der Grund warum der „Mensch“ Christus Jesus nicht der Herr, der allmächtige Gott während seiner Zeit hier auf Erden war. Diese Macht hatte er niedergelegt. Doch – seit seiner Himmelfahrt – ist er nun wieder in seine ursprüngliche Herrlichkeit eingesetzt worden, die er in seiner Einheit mit dem Vater hatte. Daher trägt er auch jetzt wieder diesen Titel, denn die Engel beten ihn als solchen an.

{Anm. die Reihenfolge der drei Zitate unten entspricht nicht der Reihenfolge im Originalartikel (Absatz 16, 17, 15 und dann wieder 17); hier ist es in aufsteigender Reihenfolge, so wie es wirklich auf www.egwwritings.org vorkommt (15, 16 und 17)}

Die Himmelfahrt Christi inmitten einer Wolke himmlischer Engel verherrlichte ihn. Seine verhüllte Herrlichkeit strahlte mit all dem Glanz, den ein sterblicher Mensch ertragen und überleben konnte. Er kam als Mensch in unsere Welt; er fuhr als Gott in seine himmlische Heimat auf. Sein menschliches Leben war voller Kummer und Leid wegen der grausamen Ablehnung durch diejenigen, zu deren Rettung er kam. Aber die Menschen durften ihn gestärkt sehen, ihn erblicken in Herrlichkeit und Triumph aufsteigend, umgeben von einem Gefolge von Engeln. Dieselben heiligen Wesen, die sein Kommen zur Welt ankündigten, durften ihn bei seiner Himmelfahrt begleiten und dem triumphalen Einzug des königlichen und verherrlichten Wesens Zuspruch verleihen. „Erhebt eure Häupter, ihr Toren“, rufen sie, als sie sich den himmlischen Pforten nähern; „und erhebt euch, ihr ewigen Türen; und der König der Herrlichkeit soll einziehen“. Die Engel an den Toren antworten in erhabener Stimme: „Wer ist dieser König der Herrlichkeit?“ Zugleich kommt die Antwort von Tausenden und Zehntausenden von Stimmen: „Der starke und mächtige Herr, der Herr ist gewaltig im Kampf. Erhebt eure Häupter, ihr Tore; erhebt sie, ihr ewigen Türen; und der König der Herrlichkeit soll einziehen“. Wieder rufen die Engel an den Toren: „Wer ist dieser König der Herrlichkeit?“ Wieder schwillt die Antwort triumphierend nach oben: „Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit“. {ST May 10, 1899, par. 15}

Somit wurde das Gebet Christi erhört. Er wurde mit der Herrlichkeit verherrlicht, die er bei seinem Vater hatte, bevor die Welt war. Doch inmitten dieser Herrlichkeit verliert Christus seine Mühseligen und Beladenen auf Erden nicht aus den Augen. Er hat eine Bitte an seinen Vater zu richten. Er winkt die himmlischen Heerscharen zurück, bis er in der unmittelbaren Gegenwart Jehovas ist. Dann trägt er seine Bitte im Namen seiner Auserwählten vor. {ST May 10, 1899, par. 16}

„Vater“, sagt er „ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast“. Dann verkündet der Vater: „Alle Engel Gottes sollen ihn anbeten.“ Die himmlischen Heerscharen werfen sich vor Ihm nieder und erheben ihr Triumph- und Freudenlied. Herrlichkeit umgibt den König des Himmels und wird von allen himmlischen Gestalten (Engl.: intelligences) erblickt. Keine Worte können die Szene beschreiben, die sich abspielte. Der Sohn Gottes wird öffentlich wieder an den Platz der Ehre und Herrlichkeit eingesetzt, den er freiwillig verlassen hatte, als er Mensch wurde. {ST May 10, 1899, par. 17}

Als er in seine frühere Position zurückkehrte, nahm er diese Macht also offensichtlich wieder auf. Oder anders ausgedrückt: Sie wurde ihm von seinem Vater zurückgegeben. Ich glaube, das ist der Grund, warum die Engel ihn derzeit mit dem Ausruf "Herr, Gott, der Allmächtige" verehren. Er hat seine Allmacht wieder und setzt sie zu unserem Nutzen ein. Ich hoffe, dass diese Dinge klar sind. Ich hoffe, dass auch ebenso klar ist, dass nichts davon eine Leugnung dessen ist, wer und was er als der eingeborene Sohn Gottes ist.

„Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wieder nehme.“ Damit sagte er: Mein Vater hat euch so sehr geliebt, dass seine Liebe zu mir noch stärker wird, weil ich mein Leben zu eurer Erlösung gab. Weil ich euer Stellvertreter und Bürge wurde, weil ich mein Leben hingab und eure Schuld und Übertretungen auf mich nahm, liebt mich mein Vater so sehr. {DA 483.5 / vgl. LJ 479.2; vgl. SDL 466.4}

Und das zeigt, wie sehr Gott, der Vater, uns liebt! Er liebt uns so sehr, dass er seinen Sohn – aufgrund dessen, was er getan hat, um uns zu retten – noch mehr liebt! Was für ein großartiger, majestätischer Vater er doch ist! Und wie großartig und wundervoll ist sein eingeborener Sohn - das ausdrückliche Ebenbild von ihm.

Die Übertragbarkeit der Namen und Titel

Aber obwohl die göttliche Herrlichkeit Christi eine Zeit lang durch seine Menschwerdung verschleiert und verdeckt wurde, hörte er dennoch nicht auf, Gott zu sein, als er Mensch wurde. Weder das Menschliche trat an die Stelle des Göttlichen noch das Göttliche an die Stelle des Menschlichen. Das ist das Geheimnis der Frömmigkeit {Engl.: godliness; Anm. siehe 1 Tim. 3,16; wird auch als „Gottesfurcht“ übersetzt}. Die beiden Ausdrücke – menschlich und göttlich – waren in Christus eng und untrennbar eins, doch hatten diese eine deutliche Individualität. Obwohl Christus sich erniedrigte, um Mensch zu werden, war die Gottheit {Göttlichkeit} immer noch sein Eigentum. Seine Göttlichkeit konnte nicht verloren gehen, solange er treu und loyal blieb. Umgeben von Kummer, Leid, moralischer Verunreinigung und von dem Volk, dem die Offenbarungen des Himmels anvertraut worden waren, verachtet und abgelehnt; Jesus konnte dennoch von sich selbst als dem Sohn des Menschen im Himmel sprechen. Er war bereit, seine göttliche Herrlichkeit wieder anzunehmen, wenn sein Werk auf Erden vollendet war. {ST May 10, 1899, par. 11}

Als sich Satan und der Sohn Gottes zum ersten Mal als Gegner gegenüberstanden, war Christus der Befehlshaber der himmlischen Heerscharen. Satan, der Anführer der Rebellion im Himmel, wurde ausgestoßen. Jetzt aber schienen die Verhältnisse umgekehrt zu sein und Satan versuchte, aus seinem vermeintlichen Vorteil den größten Nutzen zu ziehen. Er sagte zu Jesus, dass einer der mächtigsten Engel aus dem Himmel verbannt worden sei. Die Lage Jesu deute darauf hin, dass er dieser gefallene Engel sei – von Gott und Mensch verlassen. Einem göttlichen Wesen aber sei es möglich, seinen Anspruch durch ein Wunder zu beweisen. „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden!“ Eine solch schöpferische Tat, sagte der Versucher fordernd, wäre ein eindeutiger Beweis der Göttlichkeit und würde den Streit beenden. {DA 119.2 / vgl. LJ 103.1; vgl. SDL 101.2}

Nicht ohne innerliches Ringen hörte Jesus dem Erzbetrüger schweigend zu. Aber der Sohn Gottes würde weder seine Göttlichkeit dem Satan beweisen noch ihm den Grund für seine Erniedrigung erklären. Wenn er der Forderung des Rebellen nachgeben würde, würde er dadurch weder etwas Gutes für den Menschen noch für die Ehre Gottes tun. Wäre er auf die Vorschläge des Feindes eingegangen, hätte Satan trotzdem gesagt: „Gib mir ein Zeichen, damit ich glauben kann, dass du der Sohn Gottes bist.“ Jeder Beweis wäre wertlos gewesen und hätte die aufrührerische Macht in Satans Herzen nicht besiegt. Außerdem durfte Christus seine göttliche Kraft nicht zu seinem eigenen Vorteil einsetzen. Er war gekommen, um Prüfungen zu bestehen, wie wir es tun müssen, um uns dadurch ein Beispiel von Glauben und Gehorsam zu geben. Weder jetzt noch später in seinem irdischen Leben wirkte er Wunder um seiner selbst willen. Seine wunderbaren Taten geschahen alle zum Wohl anderer. Obwohl Jesus Satan von Anfang an erkannt hatte, ließ er sich von ihm nicht zum Streit provozieren. Gestärkt durch die Erinnerung an die Stimme vom Himmel, ruhte er in der Liebe seines Vaters. Er ließ sich nicht auf Verhandlungen mit dem Versucher ein. {DA 119.3 / vgl. LJ 103.2; vgl. SDL 101.3}

Die Juden hielten nach einem Messias Ausschau, der sich durch äußerlichen Glanz offenbaren würde. Sie erwarteten von ihm, dass er – durch ein Hervorbrechen seines überwältigenden Willens – das Denken der Menschen verändern und sie zur Anerkennung seiner Vorherrschaft zwingen würde. Dadurch, so meinten sie, würde er seine hohe Stellung sichern und ihre ehrgeizigen Hoffnungen zufriedenstellen. Als Christus nun Verachtung begegnete, sah er sich mit der starken Versuchung konfrontiert seinen göttlichen Charakter kundzutun. Durch ein Wort oder einen Blick hätte er seine Verfolger zwingen können, ihn als Herrn über Könige und Fürsten, über Priester und Tempel anzuerkennen. Doch es war seine schwierige Aufgabe, in der Stellung auszuharren, die er ausgewählt hatte, um mit der Menschheit eins zu sein. {DA 700.4 / vgl. LJ 696.5; vgl. SDL 681.5}

Es gibt viele, die nicht zwischen der Voreiligkeit der Anmaßung und der intelligenten Zuversicht des Glaubens unterscheiden können. Satan glaubte, durch seine Versuchungen den Erlöser der Welt dazu verleiten zu können, mit einem dreisten Schritt seine göttliche Macht zu offenbaren; dass er ein Aufsehen erregen würde und alle durch die wunderbare Demonstration der vermeintlichen Macht seines Vaters – der ihn vor jeglichem Schaden bewahren würde –überraschen würde. Er schlug vor, dass Christus in seiner wahren Wesensart erscheinen sollte. Zugleich würde er durch diese monumentale Machterscheinung sein Recht auf das Vertrauen und den Glauben des Volkes – dass er tatsächlich der Retter der Welt sei – begründen. Wäre Christus durch die Versuchungen Satans getäuscht worden und hätte er seine Wunderkraft ausgeübt, um sich selbst aus der Not zu befreien, hätte er den mit seinem Vater geschlossenen Vertrag gebrochen: Im Namen der Menschheit die Bewährung zu absolvieren. {RH April 1, 1875, par. 1}

Für den Fürsten des Lebens war es eine schwierige Aufgabe den Plan auszuführen – indem er Seine Göttlichkeit mit Menschlichkeit kleidete – den Er zur Erlösung der Menschen fasste. Er hatte in den himmlischen Höfen Ehre erhalten und war mit absoluter Macht vertraut. Für Ihn war es genau so schwierig das Niveau der Menschlichkeit zu halten, wie für Menschen, sich über das niedrige Niveau ihrer verdorbenen Natur zu erheben und der göttlichen Natur teilhaftig zu werden. {RH April 1, 1875, par. 2}

Christus wurde auf die härteste Probe gestellt, was die Kraft aller seiner Fähigkeiten erforderte, um der Versuchung zu widerstehen, als er sich in Gefahr befand. Diese bestand darin seine Macht einzusetzen, um sich aus der Gefahr zu befreien und über die Macht des Fürsten der Finsternis zu triumphieren. Satan zeigte, dass er die Schwachstellen des menschlichen Herzens kannte. Er setzt seine ganze Kraft ein, um die Schwäche der Menschlichkeit auszunutzen, die Christus angenommen hatte, um somit die Versuchungen der Menschheit an ihrer Stelle zu überwinden. {RH April 1, 1875, par. 3}

Wunderbarer Zusammenschluss von Mensch und Gott! Er hätte die menschliche Natur – durch das Spenden von Lebenskraft und unvergänglicher Kraft von seiner göttlichen an die menschliche Natur – vor den Einflüssen von Krankheit bewahren können. Aber er demütigte sich unter die menschliche Natur. Er tat dies, damit die Heilige Schrift erfüllt werden konnte. Gottes Sohn hat den Plan angenommen – im Wissen über all die Schritte – laut dem Er in Seiner Erniedrigung hinabsteigen müsste, um die Sünden einer verdammten, seufzenden Welt zu sühnen. Was für eine Demut, die die Engel staunen ließ! Die Zunge kann es nicht beschreiben, die Vorstellungskraft kann es nicht erfassen. Das ewige Wort willigte ein, Fleisch zu werden! Gott wurde Mensch! Es ist eine wunderbare Demut. {RH September 4, 1900, par. 6}

Ich lasse „mein Leben, damit ich es wieder nehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wieder zu nehmen.“ {Johannes 10,17-18} Als Mitglied der menschlichen Familie war er sterblich, als Gott war er die Quelle des Lebens für die Welt. Er hätte sich dem nahenden Tod widersetzen und sich weigern können, unter dessen Herrschaft zu kommen. Aber er legte freiwillig sein Leben ab, damit er Leben und Unsterblichkeit ans Licht bringen konnte. Er trug die Sünde der Welt und nahm deren Fluch auf sich. Er gab sein Leben als Opfer dahin, damit die Menschen nicht den ewigen Tod sterben müssen. „Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen … er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Schuld auf ihn.“ (Jesaja 53,4-6) {DA 484.1 / vgl. LJ 479.3; vgl. SDL 466.5}

Ich habe ein wenig über Titel bzw. Namen recherchiert; wie diese auf den Vater und den Sohn im exklusiven und im inklusiven Sinne angewendet werden. Der Sohn hat mehrere Namen oder Titel, die allein ihm gehören. Diese offenbaren seine Beziehung zu Gott und sein Wirken in Bezug auf die Engelschar bzw. die Menschheit (z.B. der eingeborene Sohn, Michael, Erzengel, Prinz, Fürst der Heerscharen, Jesus, Lamm, Christus, Messias usw.). Währenddessen scheint es so zu sein, dass die überwiegende Mehrheit der Namen, die dem Vater gehören, auch seinem eingeborenen Sohn gehören; einschließlich „allein wahrer Gott“ (siehe 6T 311.1) und „der Aus-Sich-Selbst-Existierende“ (DA 469.5 / vgl. LJ 466.3; / vgl. SDL 454.5).

Wahrlich, die Beiden sind auf so vielen Ebenen so nah und vereint, dass man sehr leicht verstehen kann, warum es unseren trinitarischen Brüdern so schwerfällt, sie zu unterscheiden, und manche sogar denken, sie seien ein einziges Wesen. Doch Gott der Vater und sein eingeborener Sohn sind in Wirklichkeit zwei Wesen mit unterschiedlicher und separater Form, Persönlichkeit und Individualität.

Obwohl im inklusiven Sinne viele Titel bzw. Namen gemeinsam sind (z.B. „ … die Herrlichkeit des Ewigen, Aus-Sich-Selbst-Existierenden umschloss sie beide“ {Anm. Patriarchs and Prophets: PP 36.2 / vgl. Patriarchen und Propheten: PP 12.2; vgl. WAB 15.2}), scheint es einige bemerkenswerte Ausnahmen zu geben, die uns helfen, {Anm. das richtige Verständnis über die Namen und Titel} im exklusiven Sinne beizubehalten (die „Zweiheit“ des Vaters und des Sohnes, wenn man so sagen darf).

Abschluss

Eugene Prewitt stellt fest – und das ist ein ziemlich überraschendes Eingeständnis eines STA-Trinitariers –, dass es einen exklusiven Sinn gibt, in dem der Vater allein der „eine Gott“ ist.

Meine nicht-trinitarischen Freunde haben sicherlich Recht, dass es nur einen Gott gibt, den Vater (siehe Johannes 17,2-3). Das Wort „Gott“ wird in der Heiligen Schrift sehr oft auf diese Weise verwendet. Und in diesen vielen Fällen bedeutet es „der höchste Leiter des Universums“. Es gibt also nur einen, und das ist der Vater.

(Das Wort „Gott“ hat noch eine andere Bedeutung, die einfach „einer mit den Eigenschaften der Göttlichkeit“ bedeutet. Diese Bedeutung würde Jesus, wie wir das in Johannes 1,1 und Hebräer 1,8 sehen, einschließen. Und der Geist ist die dritte Person der „Gottheit“ in diesem Sinne. Deshalb sind unsere Körper Tempel für den Geist.)

Aber wir sollten unseren nicht-trinitarischen Freunden nicht die Freude verwehren, uns zu zeigen, dass es – in diesem ultimativen Sinne – den „allein wahren Gott“ gibt. {Eugene Prewitt „The Godhead for Seventh-day Adventists“}

Ich glaube, dass der Sohn Gottes den Titel „Herr, allmächtiger Gott“ mit dem Vater teilt. Der gesamte Satz wird dem Herrn Jesus in den Mund gegeben. Wir könnten zwar argumentieren, dass der Sohn bloß als Sprachrohr für den Vater dient – d.h. der Sohn spricht in Seinem Namen und sagt Johannes, was der Vater über sich selbst sagt –, aber ich glaube, dass dies inkorrekt wäre. Als zweiten Zeugen, beachten wir bitte das folgende Zitat.

Die Krönung der Eigenschaften Christi war seine Heiligkeit. Die Engel verneigen sich in Anbetung vor ihm und rufen: „Heilig, heilig, heilig, Herr, allmächtige Gott“. Er wird als herrlich in seiner Heiligkeit bezeichnet. Studiert den Charakter Gottes. Indem ihr Christus betrachtet, ihn im Glauben und im Gebet sucht, könnt ihr wie er werden. {RH March 12, 1908, par. 4}

Hier sehen wir, wie sich Engel in Anbetung vor Christus verneigen und ausrufen: „Heilig, heilig, heilig, Herr, allmächtige Gott“. Da es sich hierbei um ungefallene Engel handelt, kann es nicht sein, dass ihre Anbetung falsch ist oder dass sie in dieser Angelegenheit verwirrt sind. Doch als wen verehren sie den Sohn Gottes? Die Antwort lautet: als den Herren, den allmächtigen Gott. Wir lesen weiter:

Aber es gibt ein Bild von noch größerer Herablassung als dieses: der Herr, der Sohn des Unendlichen Vaters; der, der sich als Treuer Zeuge bezeichnet, der Erstgeborene aus den Toten, der Fürst über die Könige der Erde, der uns geliebt hat und uns von unseren Sünden gewaschen hat durch sein eigenes Blut. Er sagt: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, … der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.“ [Offenbarung 1,8] {Ms 75, 1886, par. 11}

Ich glaube, dass der richtige Ansatz hier darin besteht, dass der eingeborene Sohn Gottes die Titel Gottes (wie z.B. König der Könige und Herr der Herren, oder Herr, allmächtige Gott) aufgrund des göttlichen Erbes trägt. Er ist Gottes eingeführter Mitregent und ist ihm in Wahrheit gleichgestellt. Aus diesem Grund wird er in seiner vollen Herrlichkeit neben dem Vater zu Recht als Herr, der allmächtige Gott, bezeichnet.

Mir ist ziemlich bewusst, dass Bruder Prewitt (als Trinitarier), noch nicht erkannt hat, dass der Vater der ontologische Vater von Christus ist noch vor der Menschwerdung. Aber ich denke, dass er mit dem obigen Eingeständnis definitiv einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat. Jedenfalls, auch wenn ich hier {vom Thema} abschweife, denke ich, dass es sich lohnt darauf hinzuweisen. Denn einige STAs, die im anti- bzw. nicht-trinitarischem Lager sind, alle STA-Trinitarier angreifen, obwohl einige von ihnen nicht weit von der Wahrheit entfernt sind.

Um auf die Frage mit dem Titel zurückzukommen: Neben „Allmächtiger“ ist „(Aller)höchster Gott“ ein weiterer recht seltener Titel sowohl in der Bibel als auch in den Zeugnissen. Zugleich kenne ich keine einzige direkte Anwendung diesen Titels auf den Sohn Gottes. Wenn jemand ihn so anwenden will, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass man das herleiten müsste. Ich müsste mir die Argumente anhören, bevor ich „ja“ oder „nein“ sagen könnte. Aber ich würde sehr zögern, eine abgeleitete Anwendung zu unterstützen. Wenn es nicht direkt in der Inspiration vorhanden ist (in der Heiligen Schrift oder bei EGW), dann würde ich es nicht benutzen.

Soweit ich weiß, wird auch der Titel „Gott der Vater“ nie verwendet, wenn es um den Sohn geht. Abschließend scheint der Ausdruck „Große Quelle von allem“ – und zwar ohne einer Rechtfertigung oder einer Anpassung – auch nur für den Vater verwendet zu werden.

Dennoch, auch wenn der Titel „(Aller)höchster Gott“ nicht direkt auf den Sohn Gottes bezogen wird, wissen wir, dass der Eingeborene Gottes im Wesentlichen Gott war (d.h. in der Verfassung seiner Natur oder in seiner Substanz) und im höchsten {Anm. Sinne}. Er ist kein geringeres oder minderwertigeres Gotteswesen im Vergleich zu seinem Vater; so wie auch ich nicht weniger Wert bin oder ein geringeres menschliches Wesen bin im Vergleich zu meinem {Anm. irdischen} Vater.

„Die Welt ist durch ihn geworden“; ohne ihn „ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist“. {Johannes 1,3} Wenn Christus alle Dinge geschaffen hat, dann existierte er vor allen Dingen. Die Worte diesbezüglich sind so deutlich, dass niemand zweifeln muss. Christus war im Wesentlichen und im höchsten Sinne Gott. Er war von Ewigkeit an bei Gott, Gott über alles, der gelobt sei in Ewigkeit. {RH April 5, 1906, par. 6}

Christus ist weder Gott der Allmächtige (Vater) in seiner „Persönlichkeit“ noch in seiner „Identität“ (quantitativ). Sondern er ist „Gott der Allmächtige“ in dem „höchsten Sinne“ (qualitativ). Er ist in jeder Hinsicht dem Vater in Bezug auf seine Göttlichkeit gleich: Substanz und Form.

 

Zusammenfassung:

- Jesus ist der Gezeugte des Vaters und hat durch Vererbung die gleiche Substanz bzw. Natur erhalten.

- Er ist das getreue Abbild seiner Person {Anm. „der Ausdruck seines Wesens“; siehe Hebräer 1,3}

- Hat als Erbe einen ausgezeichneten Namen erhalten {Anm. „der Name, den er geerbt hat, ihn auszeichnet“; siehe Hebräer 1,4}

- Ihm wurde eine erhabene Position der Autorität und Macht verliehen; dem Vater gleichgestellt und dennoch dem Vater untertan.

- Dies zerstört nicht die Beziehung zwischen Vater und Sohn, denn der Vater ist die große Quelle von allem, sogar von Christus … Sie sind zwei getrennte Individuen und es ist erkennbar, dass Christus alles von seinem Vater erhalten hat. Christus ist im Wesentlichen das zweite Selbst {das zweite ich} des Vaters.

- Wegen der Sünde handelte der Sohn Gottes anstelle seines Vaters – er handelte, als wäre er der Vater im Alten Testament {Anm. stellvertretend}.

- Während der Vater in erster Linie als der eine Gott der Bibel im exklusiven Sinne bezeichnet wird, handelte Christus als der eine Gott der Bibel (im inklusiven Sinne), um die durch die Sünde verursachte Kluft zu überbrücken.

Der Vater gab dann bekannt, dass er selbst beschlossen hatte, dass Christus, sein Sohn, ihm selbst gleich sein sollte; so dass, wo auch immer die Gegenwart seines Sohnes war, es wie seine eigene Gegenwart war. Dem Wort des Sohnes sollte ebenso bereitwillig gehorcht werden wie dem Wort des Vaters. Er hatte seinen Sohn mit der Vollmacht ausgestattet, die himmlischen Heerscharen anzuführen. Insbesondere sollte sein Sohn in Gemeinschaft mit ihm an der vorhergesehenen Erschaffung der Erde und aller Lebewesen, die auf der Erde existieren sollten, mitwirken. Sein Sohn würde seinen Willen und seine Absichten ausführen, aber er würde nichts aus sich selbst heraus tun. Der Wille des Vaters würde in Ihm erfüllt werden. {LHU 18.3}

Anmerkung: „wo auch immer die Gegenwart seines Sohnes war, es wie seine eigene Gegenwart war.“

Zusatzabschnitt: Dies ist mein geliebter Sohn

Aber sprach der Vater nicht direkt zu Christus bei seiner Taufe und auf dem Berg der Verklärung?

Lukas 9,35 - Und eine Stimme kam aus der Wolke, die sprach: Dies ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören! {siehe auch Markus 9,7 oder Matthäus 17,5}

Markus 1,11 - Und eine Stimme ertönte aus dem Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe! {siehe auch Matthäus 3,17 oder Lukas 3,22}

2 Petrus 1,17-18 - Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als eine Stimme von der hocherhabenen Herrlichkeit an ihn erging: »Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!« Und diese Stimme hörten wir vom Himmel her ergehen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren.

Bei der Taufe des Heilandes war der Teufel unter den Augenzeugen. Er sah, wie die Herrlichkeit des Vaters den Sohn umhüllte. Er hörte, wie die Stimme Jehovas die Göttlichkeit Jesu bezeugte. Seitdem Adam gesündigt hatte, war die direkte Gemeinschaft des Menschen mit Gott unterbrochen. Die Verbindung zwischen Himmel und Erde hatte durch Christus bestanden. Aber nun, da Jesus „in der gleichen Gestalt wie das Fleisch der Sünde“ (Römer 8,3) gekommen war, sprach der Vater selbst. Bislang hatte er durch Christus mit den Menschen geredet, jetzt sprach er in Christus zu ihnen. Satan hatte gehofft, dass Gottes Abscheu vor der Sünde eine ewige Trennung zwischen Himmel und Erde bewirken würde. Aber nun wurde deutlich, dass die Verbindung zwischen Gott und Mensch wiederhergestellt war. {DA 116.2 / vgl. LJ 99.2; vgl. SDL 98.1}

Anmerkung: „Bislang hatte er durch Christus mit den Menschen geredet, jetzt sprach er in Christus zu ihnen.“

Der Erlöser der Welt war Gott gleichgestellt. Seine Autorität war wie die Autorität Gottes. Er erklärte, dass er keine vom Vater getrennte Existenz habe. Die Autorität, mit der er sprach und Wunder wirkte, war ausdrücklich seine eigene. Dennoch versichert er uns, dass er und der Vater eins sind. —The Review and Herald, January 7, 1890, p. 1. {7ABC 439.1}

Als letzte Anmerkung, ist hier etwas, was wir bedenken sollten … Wie oben gezeigt, gibt es verschiedene Aussagen über Christus, der als der Allmächtige oder Jehova bezeichnet wird. Aber immer dann, wenn die Bibel oder der Geist der Weissagung den Begriff „Allmächtig“ im Zusammenhang mit dem Vater und dem Sohn verwendet – wenn sie zusammen erwähnt werden –, dann ist es ausnahmslos so, dass der Vater als Allmächtiger bzw. Jehova bezeichnet wird; nie der Sohn.

Nur Jehova – unser Vater – und sein Sohn Jesus Christus können verherrlicht werden. Die Erkenntnis Gottes ist ewiges Leben für diejenigen, die sie empfangen. Sein heiliges Banner soll über die ganze Größe der größten Männer, über alle Ehre und Herrlichkeit der Welt erhaben sein. {Ms 11, 1898, par. 11}

Christus erklärte: „Ich habe mich verpflichtet, als der eingeborene Sohn des Herren, des Allmächtigen Gottes, den Plan Gottes auszuführen, Seelen von Satan zu gewinnen.“ {RH November 10, 1910, par. 3}

Informationen zu der Übersetzung

  • Übersetzungsfehler vorbehalten. Wem es möglich ist, soll den Originalartikel auf Englisch lesen.

  • Geringe Änderungen bei der Zeichensetzung, Formatierung und Ausdrucksweise vorgenommen, um den Text im Deutschen verständlicher zu machen.

  • Überschriften eingefügt und den Artikel in zwei Teile geteilt, um diesen lesbarer zu gestalten.

 

  • EGW-Zitate, die auf www.egwwritings.org nur auf Englisch verfügbar sind, wurden selbständig übersetzt. Zitate, die auch auf Deutsch verfügbar sind, wurden, um eine bestmögliche Genauigkeit zu gewährleisten, mancherorts neu übersetzt (siehe zum Vergleich [vgl.] die Quellenangaben).

  • Außer es wird explizit etwas anderes angegeben, ist die benutzte Bibelversion die Schlachter 2000 (SCH2000); Copyright © 2000 durch Geneva Bible Society. In den nicht-Biblischen Zitaten (EGW, Pioniere), die von den bereits bestehenden Übersetzungen übernommen wurden, werden oft auch Bibelzitate und somit andere Übersetzungen (Luther) benutzt.

 

  • {} - mit diesen Klammern werden die Hinzufügungen des Übersetzers markiert. Die Quellenangaben bei EGW-Zitaten wurden teilweise überarbeitet und ebenfalls in solche Klammern eingeschlossen (mit den Kürzeln kann man die Zitate auf www.egwwritings.org finden).

  • „Anm.“ – Anmerkung(en). Hinzufügungen oder Kommentare des Übersetzers.

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Christus im Alten Testament - 1. Teil