Tod und Auferstehung von Christus: Starb die Göttlichkeit Christi? – 1. Teil

Aktualisiert: 17.01.2024

 

Eine Übersetzung des Artikels „Death and Resurrection of Christ - Did the Divinity of Christ Die?“ von Paul Chung auf der Webseite asitreads.com (siehe Ende des Artikels für mehr Informationen über die Übersetzung).

Link zum 2. Teil des Artikels

Vorwort

“Der Tod ist der Sünde Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserm Herrn.” Römer 6,23. Während Leben das Erbe der Gerechten ist, wird Tod das Teil der Gottlosen sein. Mose erklärte Israel: “Siehe, ich habe dir heute vorgelegt das Leben und das Gute, den Tod und das Böse.” 5.Mose 30,15. Der in dieser Schriftstelle erwähnte Tod ist nicht der über Adam ausgesprochene Tod, denn alle Menschen erleiden die Strafe der Übertretung, sondern es ist der “zweite Tod”, der dem ewigen Leben gegenübergestellt wird. {GC 544.1 / GK 546.4}

Der erste Tod, den wir von Adam geerbt haben, wirkt sich lediglich auf den physischen Körper des Menschen aufgrund von Adams Sünde und der Vererbung aus. Wir erleiden den Tod, unabhängig davon, ob wir gerettet werden oder nicht, mit Ausnahme derer, die entrückt werden, ohne den Tod zu schmecken. „ … denn gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.“ (1. Korinther 15,22) Im Gegenteil dazu bezieht sich Römer 6,23 auf den zweiten Tod: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“ Der Lohn ist also das, was wir selbst verdient haben, und daher ist der „Tod der Anteil der Gottlosen“ (Hiob 27,13).

Wir werden aber nicht ohne Hoffnung gelassen:

Hebräer 2,9 - … wir sehen aber Jesus, der ein wenig niedriger gewesen ist als die Engel wegen des Todesleidens, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; er sollte ja durch Gottes Gnade für alle den Tod schmecken.

Hebräer 9,26 - … denn sonst hätte er ja oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an. Nun aber ist er einmal offenbar geworden in der Vollendung der Weltzeiten zur Aufhebung der Sünde durch das Opfer seiner selbst.

Römer 6,9 - … da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.

Jesus erfüllte die Forderung des Gesetzes. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder man sündigt nicht und empfängt das ewige Leben, oder man sündigt und erleidet den ewigen Tod. Adam, der Vertreter des Geschlechts, hat gesündigt und für sich und die gesamte Menschheit den ewigen Tod verdient. Der Lohn der Sünde ist ein immerwährender Tod. Jeder, der reuelos sündigt, muss diese Folge in Kauf nehmen. Doch diejenigen, die in Christus sind, werden dies nicht erleben, denn der 2. Tod hat keine Macht über sie. Warum nicht? Weil Christus in seiner göttlich-menschlichen Person unsere Strafe tatsächlich getragen hat. Er wurde vom Vater getrennt („abgespalten“), damit wir es nie sein müssen. Er nahm unsere Strafe auf sich.

Der Heiland hätte Leid und Tod, welchem Er ausgesetzt war, vermeiden können. Hätte er es so gewollt, könnte er das Menschengeschlecht den Folgen ihrer Abtrünnigkeit überlassen können. Aber in Absprache mit dem Vater verpflichtete Er sich, die Erlösung aller Menschen zu sichern. Es wurde ein unwiderruflicher Bund zwischen dem Vater und dem Sohn geschlossen. Christus muss voranschreiten und das von ihm begonnene Werk vollenden, sonst würde die ganze Welt untergehen. {ST August 22, 1900, par. 7}

In dem Augenblick, als der Mensch den Versuchungen des Satans nachgab und genau das tat, was Gott ihm verboten hatte, trat Christus, der Sohn Gottes, zwischen den Lebenden und den Toten. Zugleich sagte er: „Die Strafe soll auf mich fallen. Ich werde anstelle des Menschen stehen. Er soll eine weitere Chance bekommen.“ {15LtMs, Lt 22, 1900, par. 11}

Jesus trug die Sünde der Welt; er ertrug den Fluch des Gesetzes; er rechtfertigte die Gerechtigkeit Gottes. Die Trennung von seinem Vater – die Strafe für die Übertretung – sollte auf ihn fallen, um Gottes Gesetz zu verherrlichen und seine Unveränderlichkeit zu bezeugen. Und dies diente dazu, die Kontroverse zwischen Satan und dem Fürsten des Himmels über den unveränderlichen Charakter dieses Gesetzes für immer beizulegen. {ST December 9, 1897, par. 5}

Er erlitt den Tod, den wir hätten erleiden müssen, damit wir sein Leben empfangen konnten. {DA 25.2 / LJ 15.2}

Ich glaube, dass Christus diesen großen und schrecklichen zweiten Tod – einen immerwährenden Tod –in seiner Seele, in seiner göttlich-menschlichen Person erfahren hat. Er allein konnte diese Art von Schuld begleichen. Manche fokussieren sich auf den Ort bzw. den Zeitpunkt (Feuersee nach dem Millennium) oder die Dauerhaftigkeit eines solchen Todes, usw. Wir müssen aber verstehen, was für eine Erfahrung der zweite Tod im Grunde ist. Hat Er die gleiche „Art“ der Erfahrung – die Trennung von Gott, dem Vater – erlitten, wie es Sünder bei ihrem zweiten Tod tun würden? Ich würde dazu „ja“ sagen... Es gab eine Trennung vom Vater:

Trennung der göttlichen Mächte {Anm. Überschrift vor dem Absatz} – Der Anführer unseres Heils wurde durch Leiden vervollkommnet. Seine Seele wurde als Opfer für die Sünde dargebracht. Aufgrund des Entzuges der Liebe und Gunst des Vaters war es notwendig, dass sich die schreckliche Finsternis um seine Seele sammelte. Denn Er stand an der Stelle des Sünders, und diese Finsternis muss jeder Sünder erleben. Der Gerechte musste die Verurteilung und den Zorn Gottes erleiden, jedoch nicht aus Rachsucht; Gottes Herz war in größte Trauer versetzt, als Sein unschuldiger Sohn die Strafe der Sünde durchlitt. Solch eine Spaltung der göttlichen Mächte wird in der Ewigkeit nie wieder vorkommen. {7BC 924.2; vgl. 14LtMs, Ms 93; 1899, par. 23}

Christus würde die Schuld und Schande der Sünde auf Sich nehmen – einer Sünde, die für einen heiligen Gott so anstößig ist, dass sie den Vater und den Sohn trennen musste. {ST November 4, 1908, par. 2}

Die Bibel stellt die Sohnschaft als die wahre Grundlage der Einheit und Gleichheit Christi mit Gott dem Vater dar. Und als Sohn Gottes hat Jesus Anteil am ewigen, ursprungslosen Leben des Vaters. „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ (Johannes 1,4). „Und darin besteht das Zeugnis, dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in Seinem Sohn.“ (1 Johannes 5,11). Somit ist das ewige Leben, das in Christus war bzw. ist, weder geliehen noch abgeleitet. Es hat weder Anfang noch Ende, denn es ist das gleiche Leben des Vaters, das dem Sohn als sein Erbe gegeben wurde (Johannes 5,26). Und es ist dieses göttliche, unsterbliche Leben, das Jesus für uns auf Golgatha niedergelegt hat. Derselbe Autor bekräftigt diesen Gedanken in 1 Johannes 1,2: „… und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns erschienen ist …“

Die orthodox-trinitarische Sicht

Lasst uns nun einen Blick auf die trinitarische Sicht von Gott (bestehend aus drei Personen) werfen. Denn dies wird uns einen Einblick geben, wie Trinitarier die Inkarnation, sowie den Tod und die Auferstehung Jesu sehen. Wenn wir das zugrundeliegende Prinzip der Trinitätslehre nicht verstehen, dann werden wir möglicherweise nicht vollständig begreifen können wie stark die Lehre der Trinität den Tod und die Auferstehung Jesu pervertiert und untergräbt.

Ein orthodoxer Priester schrieb:

Wir [orthodoxe Trinitarier] halten vielmehr an der Unveränderlichkeit der Gottheit (ihrer Einfachheit und Einheit) in dem Sinne fest, dass keine Handlung zu einer ontologischen Veränderung führen kann; nämlich in diesem Fall, dass das Wort, eine ousia {Anm. der Autor meint wahrscheinlich „eine Substanz“; siehe das griechische Wort „ousia“; Strong 3776} mit dem Vater und dem Geist, niemals die Seite des Vaters verlässt, selbst wenn Er sich in der Inkarnation mit unserer menschlichen Natur verbindet. {Father Gregory Hallam, Orthodox Priest, Email to Terry Hill, 16th May 2007}

Nach Pater Gregory Hallam ist Gott aus drei Personen zusammengesetzt, deren Natur aus einer ungeteilten Substanz besteht. Daher – auch wenn Christus hier auf Erden war – verlässt Er „niemals die Seite des Vaters, selbst wenn Er sich in der Inkarnation mit unserer menschlichen Natur verbindet.“ Mit anderen Worten: Die Inkarnation Christi hat Seine ursprüngliche göttliche Ontologie materiell nicht verändert oder beeinträchtigt. Sein göttliches Selbst, vereint mit dem Vater, befand sich oben im Himmel und wurde nie beeinträchtigt während Er – in Menschlichkeit verhüllt – auf Erden wirkte. Dieselbe Theologie finden wir in einer Hymne (einer Weihnachtshymne), die von einem trinitarischen Mönch namens St. Germanus im 7. Jahrhundert geschrieben wurde. Sie trägt den Titel „A Great and Mighty Wonder“ {Ein großes und mächtiges Wunder}. In der zweiten Strophe steht folgendes (sie bezieht sich offensichtlich auf die Inkarnation Christi und auf den Glauben, dass Gott eine Trinität von Personen ist):

Das Wort wird Fleisch und bleibt doch in der Höhe, Und Cherubim singen Hymnen den Hirten vom Himmel. Wiederholen Sie das Lied noch einmal: „Dem Gott in der Höhe sei Ehre und Friede den Menschen auf Erden!“ {St. Germanus, A Great and Mighty Wonder}

Hier sehen wir, wie die Worte des orthodoxen Priesters wiederholen, dass der göttliche Christus selbst in der Inkarnation mit dem Vater vereint (ungetrennt) bleibt. Das bedeutet, Er bleibt in der einen Substanz des dreifaltigen Gottes (bestehend aus drei Personen). Nach dieser Argumentation kann man daher sagen, dass als Er auf Erden war, Er trotzdem im Himmel („in der Höhe“) mit Seinem Vater war.

Das ist wiederum dasselbe, was Papst Damasus gesagt hat. Er hat folgendes in einem Brief gesagt (und das nachdem er Menschen mit Bann belegt hatte, die an bestimmte Lehren der heute als römisch-katholisch bekannten Kirche nicht glaubten):

Wir anathematisieren {belegen mit dem Bann bzw. verfluchen} auch diejenigen, die sagen, dass das Wort Gottes durch Erweiterung und Verengung vom Vater getrennt sei, und die lästerlich behaupten, Er ist ohne substanzielles Wesen oder zum Sterben bestimmt ist. {Pope Damasus to Bishop Paulinus, Theodoret’s Ecclesiastical History, Book 5, chapter XI}

Er sagt auch folgendes:

Wenn jemand sagt, dass der Sohn Gottes, als Er auf Erden im Fleisch lebte, nicht im Himmel und bei dem Vater war, der sei verflucht {Anathema} {gleiche Quelle wie oben}

Wie wir sehen können, handelt es sich bei all dem um typische trinitarische Argumentation. Es wird behauptet, dass der „eine Gott“ aus drei Personen besteht und dass, unabhängig von den Umständen, keine der drei jemals voneinander getrennt werden können – nicht einmal in der Inkarnation. Anders ausgedrückt: Selbst in der Inkarnation war der Sohn Gottes mit Seinem Vater (und dem Heiligen Geist) in der einen Substanz der Dreieinigkeit. Das liegt daran, dass Trinitarier glauben, dass alle drei göttlichen Personen aus einer unteilbaren Substanz (Essenz) bestehen und daher den „einen Gott“ bilden.

Dies entspricht genau der derzeitigen offiziellen Position der Siebenten-Tags-Adventisten {STA} zur Trinität. Dies geht aus ihrer offiziellen Erklärung ihrer Glaubensüberzeugungen hervor. Schauen wir uns den zweiten Punkt der Glaubensüberzeugungen der STA, welcher die Trinitätslehre behandelt, an:

Es ist ein Gott: Vater, Sohn und Heilige Geist, eine Einheit von drei gleich-ewigen Personen {Anm. „co-eternal“ bedeutet so viel wie „zusammen ewig existierend“} {Seventh-day Adventists believe … A Biblical Exposition of 27 Fundamental Doctrines, p. 16}

Achten wir darauf, „wer“ als der „eine Gott“ bezeichnet wird. Es ist diese „Einheit von drei gleich-ewigen Personen“. Diese Glaubensüberzeugung beschreibt dann weiter diesen „einen Gott“ (den dreifaltigen Gott), indem sie erklärt, dass „Gott unsterblich, allmächtig, allwissend, über allem, allgegenwärtig ist“. Somit sehen wir, dass der „eine Gott“ (der Drei-in-Eins-Dreifaltigkeitsgott) unsterblich ist und dementsprechend keine der drei Persönlichkeiten jemals aufhören kann zu existieren – noch können sie jemals voneinander getrennt werden. Wenn sie voneinander getrennt werden könnten, dann würden sie natürlich nicht den „einen Gott“ bilden.

Es ist überflüssig zu erwähnen, dass dieser „drei in einem“ Einheitsgott in der Heiligen Schrift nicht erwähnt wird. In einer Erklärung dieser Glaubensüberzeugung schrieb Ekkehardt Mueller, als Associate Director of the Seventh-day Adventist Biblical Research Institute, folgendes (dies wurde im Newsletter des Instituts "Reflections" veröffentlicht):

Jede Person der Gottheit ist von Natur und Wesen her Gott und in jedem von ihnen wohnt die Fülle der Gottheit. Andererseits ist jede Person der Gottheit untrennbar mit den beiden anderen verbunden. {Ekkehardt Mueller, Biblical Research Institute, Reflections newsletter, July 2008, p. 9, „Scripture Applied, – A Bible Study“}

Er fasst zusammen:

Diese drei Persönlichkeiten haben teil an einer einzigen Substanz. In der göttlichen Einheit gibt es drei gleich-ewige und gleichwertige Personen, die, obwohl sie verschieden sind, der eine ungeteilte Gott sind. {gleiche Quelle wie oben}

Wie zu sehen ist, stimmt die offizielle Theologie der Siebenten-Tags-Adventisten nun mit der Orthodoxie überein – zumindest bei dieser Erklärung des „einen Gottes“, der eine Dreifaltigkeit ist.

Mueller sagt, dass die drei in „einer Substanz“ der „eine untrennbare Gott“ sind und dass jede göttliche Person „untrennbar mit den beiden anderen verbunden ist“. Anders ausgedrückt, wie ein orthodoxer Priester feststellte (siehe oben): „Keine Handlung kann zu einer ontologischen Veränderung führen; nämlich in diesem Fall, dass das Wort, eine ousia {Anm. „eine Substanz“} mit dem Vater und dem Geist, niemals die Seite des Vaters verlässt, selbst wenn Er sich in der Inkarnation mit unserer menschlichen Natur verbindet.“

Klicke HIER, um zu sehen, wie andere Theologen der Siebenten-Tags-Adventisten bestätigen, was Mueller sagt. {Anm. auch im englischen Originalartikel wird an dieser Stelle auf den anderen englischen Artikel verwiesen}

Deshalb glauben Trinitarier, dass nur die menschliche Natur Christi und nicht seine göttliche Person auf Golgatha gestorben ist. Sie sagen, dass die göttliche „Person“ immer in der Substanz der Dreieinigkeit lebendig ist und daher auch in der Lage war Sich Selbst aufzuerwecken. Das wirkt sich offensichtlich auf die Sühnung aus – denn alles, was die Menschheit als Sühnung für die Sünde erhält, ist ein menschliches Opfer – welches laut Ellen White auf diese Art nie den Preis unserer Erlösung bezahlen könnte. Wenn man es durchdenkt, ist es in der Trinitätslehre tatsächlich so, dass nicht einmal eine menschliche „Person“ das Sühneopfer bringt – nur eine menschliche Natur; man bedenke, es waren nicht zwei Personen in Christus, sondern nur eine – der Mensch Jesus Christus. Mit dieser Argumentation wird die Inkarnation (von Trinitariern) wie ein Puppenspieler gesehen, der seine Hand in einer Marionette hat. Mit anderen Worten: Egal, was mit der Marionette (der menschlichen Natur Christi) geschieht, es hat keinen Einfluss auf den Puppenspieler (den göttlichen Christus). Meiner Meinung nach zerstört das die Integrität {Vollständigkeit bzw. Verlässlichkeit} des Sühnopfers und macht den Tod und die Auferstehung Christi zum Gespött.

All dies bringt uns zurück zu unserer ursprünglichen Frage. Ist Christus wirklich gestorben? War es nur seine menschliche und nicht göttliche Natur, die gestorben ist? Wer hat Christus von den Toten auferweckt? Hat Christus sich selbst auferweckt oder hat Gott der Vater Ihn auferweckt?

Wenn Christus Sich selbst von den Toten auferweckt hat (wie es einige behaupten) und wenn Er selbst für Sein eigenes Leben verantwortlich ist, dann kann es nicht die göttliche Seite Christi gewesen sein, die gestorben ist, sondern nur die menschliche. Außerdem müsste man der Göttlichkeit Christi eine lebendige kognitive Funktion zuschreiben, während Er angeblich tot im Grab lag, damit Christus sich selbst auferwecken konnte. Das ursprüngliche göttliche Leben würde daher unberührt bleiben. In diesem Fall war das inhärente Leben der zweiten Person der Dreieinigkeit (Jesus) nie in Gefahr. Sein göttliches Leben stand also unter keinem ernsten Risiko mit ewigen Folgen (was einen Wiederspruch zur Inspiration darstellt); Seine Menschlichkeit war in diesem Fall lediglich ein vorübergehendes Gewand, das Er anlegte und das keinen materiellen Einfluss auf Seine göttliche Person hatte. Jedoch würde dies den ganzen Sinn der Inkarnation zunichte machen und Sein Opfer nur zu einem menschlichen Opfer machen.

Die Inkarnation ist der Schlüssel zum Sühneopfer. Es ging nicht nur darum, dass Jesus zum Menschen wurde, sondern dass in der Menschwerdung die Göttlichkeit auf geheimnisvolle Weise mit der Menschlichkeit verschmolzen wurde (6MR 112.3). Es ist die Verschmelzung der beiden Naturen, die Seinen Tod erst wirksam machen; ein göttliches Leben im menschlichen Fleisch verbindet den Menschen mit Gott. Nur so kann Sühnung erfolgen. Doch den Jesus, als er am Kreuze war, in zwei getrennte Naturen aufzuteilen, leugnet die Wirkung der Inkarnation. Daher gefährdet die Vorstellung, dass Christi Göttlichkeit unabhängig von seiner Menschlichkeit unsterblich und völlig getrennt vom Leben des Vaters sein kann, die Integrität von Christi Tod und Auferstehung erheblich.

In dieser Studie soll versucht werden, einige der Verwirrungen im Zusammenhang mit dem Tod und der Auferstehung Christi auf der Grundlage der Bibel und der Schriften von Ellen White zu beantworten.

Ein großes Geheimnis

Die Wissenschaft ist zu eingeschränkt, um das Sühneopfer zu begreifen; der geheimnisvolle und wunderbare Erlösungsplan ist so weitreichend, dass die Philosophie ihn nicht erklären kann; er wird immer ein Geheimnis bleiben, welches der tiefgründigste Verstand nicht fassen kann. Wenn es durch endliche Weisheit erklärt werden könnte, würde es seine Heiligkeit und Würde verlieren. Es ist ein Geheimnis, dass Einer, der dem ewigen Vater gleich ist, Sich so erniedrigt, um den grausamen Tod am Kreuz zu erleiden, um den Menschen zu erlösen; außerdem ist es ein Geheimnis, dass Gott die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinem Sohn erlaubte, dieses große Opfer zu bringen. – The Signs of the Times, October 24, 1906. {7ABC 459.4}

Nur der göttliche Sohn Gottes konnte das Lösegeld bezahlen

Im Jahr 1908 (zehn Jahre nach der Veröffentlichung von „The Desire of Ages“) wurde Folgendes in „Signs of the Times“ veröffentlicht:

Der Sohn Gottes, der erhabene Himmelsfürst, war von Mitleid mit dem gefallenen Geschlecht ergriffen. Sein Herz wurde von unendlichem Erbarmen bewegt, als ihm das Leid der verlorenen Welt vor Augen stand. {ST November 4, 1908, par. 2; vgl. Patriarchs and Prophets: PP 63.2 / vgl. Patriarchen und Propheten: PP 40.2}

Sie schrieb auch:

Nicht einer der Engel hätte Bürgschaft für das Menschengeschlecht leisten können: ihr Leben gehört Gott; sie könnten es nicht abgeben {YI June 21, 1900, par. 2}.

Die Engel tragen alle das Joch des Gehorsams. Sie sind die berufenen Boten dessen, der der Befehlshaber des ganzen Himmels ist. Aber Christus ist Gott gleich, unendlich und allmächtig. Er konnte das Lösegeld für die Freiheit des Menschen bezahlen. {gleiche Quelle wie oben}

Er ist der ewige, selbst existierende Sohn, auf den kein Joch gekommen war. Ferner als Gott fragte: „Wen soll ich senden?“, konnte er antworten: „Hier bin ich, sende mich!“ Er konnte sich dazu verpflichten, der Bürge des Menschen zu werden; denn er konnte das verkünden, was der höchste Engel nicht verkündigen konnte: Ich habe Macht über mein eigenes Leben, „Vollmacht, es zu lassen, und … Vollmacht, es wieder zu nehmen. {gleiche Quelle wie oben}

Im gesamten Universum gab es nur Einen, der diesen Forderungen stellvertretend für den Menschen genügen konnte. Da das göttliche Gesetz genauso heilig ist wie Gott selbst, konnte nur der Einer, der Gott gleich war, für unsere Übertretungen Sühne leisten. {ST November 4, 1908, par. 2; vgl. Patriarchs and Prophets: PP 63.2 / vgl. Patriarchen und Propheten: PP 40.2}

Niemand außer Christus war imstande, den gefallenen Menschen vom Fluch des Gesetzes zu erlösen und ihn wieder mit dem Himmel in Einklang zu bringen. Christus würde die Schuld und Schande der Sünde auf sich nehmen – einer Sünde, die für einen heiligen Gott so anstößig ist, dass sie den Vater und den Sohn trennen musste. {gleiche Quelle wie oben}

Die Engel fielen vor ihm nieder; sie boten ihr Leben zum Opfer an. Jesus sagte ihnen, dass er durch seinen Tod viele retten würde, dass das Leben eines Engels die Schuld nicht bezahlen könne. {EW 140.1 / vgl. FS 136.1; vgl. EG 140.1}

Sein Leben allein konnte von Seinem Vater als Lösegeld für den Menschen angenommen werden. {gleiche Quelle wie oben}

Der göttliche Sohn Gottes war das einzige Opfer von ausreichendem Wert, um den Ansprüchen des vollkommenen Gesetzes Gottes vollständig gerecht zu werden. Die Engel waren ohne Sünde, aber von geringerem Wert als das Gesetz Gottes. Sie waren dem Gesetz unterworfen. Sie waren Boten, um den Willen Christi zu tun und sich vor ihm zu beugen. Sie waren geschaffene Wesen und stehen unter Bewährung. Aber Christus wurden keine Forderungen auferlegt. Er hatte die Macht, sein Leben niederzulegen und es wieder zu nehmen. Ihm wurde keine Verpflichtung auferlegt, das Werk der Versöhnung zu vollbringen. Es war ein freiwilliges Opfer, das er brachte. Sein Leben war von ausreichendem Wert, um den Menschen aus seinem gefallenen Zustand zu erlösen. {RH December 17, 1872, par. 4; vgl. 2SP 10.1}

Anmerkung: Laut dem, was uns hier gesagt wurde, war es nur der göttliche Sohn Gottes, der zum Bürgen des Menschen werden konnte. Der Schwerpunkt liegt darauf, dass Christus der Einzige war, der sagen konnte: Ich habe Macht über mein eigenes Leben, „Vollmacht, es zu lassen, und … Vollmacht, es wieder zu nehmen.“ Wiederum wird hervorgehoben, dass niemand geringer als eine göttliche Person, sondern „nur der eine, der Gott gleich war, für unsere Übertretungen sühne leisten“ konnte. Nicht einmal ein Engel könnte sie leisten, geschweige denn ein menschliches Wesen. Dies ist insofern bemerkenswert, als ein bloßes Menschenopfer (allein die Menschlichkeit Christi) völlig unzureichend gewesen wäre. Beachten Sie bitte auch die hier folgende Betonung: sie {die Sünde} musste „den Vater und den Sohn trennen“. Wie oben bereits erwähnt, sagen Trinitarier, dass unabhängig von den Umständen, dies unmöglich sei.

Tod – Wer oder was ist gestorben?

Bedenkt, welche erhabene Stellung Jener hatte, der Sein Leben für die Erlösung eines sündigen und gefallenen Geschlechts gab. Wie sein Vater, war er unsterblich. {21LtMs, Ms 147, 1906, par. 6}

Jesus Christus legte Sein königliches Gewand und Seine Königskrone ab und bekleidete Seine Göttlichkeit mit der Menschheit. Dies tat Er, um ein Stellvertreter und Bürge für die Menschheit zu werden, damit Er – in der Menschheit sterbend – den vernichte, der die Macht des Todes hatte. Als Gott hätte er dies nicht tun können, aber indem er als Mensch kam, konnte Christus sterben. {13LtMs, Lt 97, 1898, par. 11}

Anmerkung: Die Gesandte des Herrn sagt uns, dass Christus nicht als Gott (rein göttlich) hätte sterben können. „Wie Sein Vater, war Er unsterblich.“ Aber als fleischgewordener Mensch (Göttlichkeit kombiniert mit Menschlichkeit) konnte er es. Es war diese Verschmelzung von Menschlichem und Göttlichem, die es Christus ermöglichte, den Tod zu erfahren, obwohl Er Gott war. Dies „wird immer ein Geheimnis bleiben, welches der tiefgründigste Verstand nicht fassen kann.

Hebräer 2,9 - … wir sehen aber Jesus, der ein wenig niedriger gewesen ist als die Engel wegen des Todesleidens, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; er sollte ja durch Gottes Gnade für alle den Tod schmecken.

An dieser Stelle wäre es hilfreich, etwas über die Natur Christi zu wissen, um Anhaltspunkte zu finden, wer oder was eigentlich gestorben oder nicht gestorben ist. Lasst uns dafür einige Aussagen näher betrachten:

Wurde die menschliche Natur des Sohnes von Maria in die göttliche Natur von Gottes Sohn verwandelt? Nein; beide Naturen waren auf geheimnisvolle Weise in einer Person verschmolzen – dem Menschen Jesus Christus. In Ihm wohnte die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Als Christus gekreuzigt wurde, war es Seine menschliche Natur, die starb. Die Gottheit ist weder gesunken {verschwunden bzw. untergegangen} noch gestorben; dies wäre unmöglich gewesen. Christus, der ohne Sünde war, wird jeden Sohn und jede Tochter Adams retten, wenn sie die ihnen angebotene Erlösung annehmen und einwilligen, Kinder Gottes zu werden. Der Erlöser hat das gefallene Geschlecht mit Seinem eigenen Blut erkauft. {5BC 1113.2; vgl. 19LtMs, Lt 280, 1904, par. 9}

Anmerkung: Die beiden Naturen (menschlich und göttlich) wurden auf geheimnisvolle Weise zu einer Person verschmolzen, was bedeutet, dass Christus weder zwei Geister {Engl.: „minds“; Anm. im Sinne von Verstand} noch zwei Bewusstseine innehatte; es gab nur eine Persönlichkeit - den Menschen Christus. Beachten wir, dass es heißt: eswar {…} Seine menschliche Natur, die starb. Die Gottheit ist weder gesunken noch gestorben; dies wäre unmöglich gewesen.“ Diese Aussage scheint für viele Verwirrung zu stiften (wir werden später noch näher auf diese Aussage eingehen).

Philipper 2,5-8 – Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.

Werfen wir einen Blick auf einige weitere Aussagen über die Natur des fleischgewordenen Christus:

Als sie Ihn in Seiner Erniedrigung betrachteten – wie Er als Mensch unter den Menschen wandelte – hatten sie das Geheimnis Seiner Inkarnation, den dualen Charakter seiner Natur, nicht verstanden. {DA 507.1 / vgl. LJ 500.1}

Die beiden Ausdrücke – menschlich und göttlich – waren in Christus eng und untrennbar eins, doch hatten diese eine unterschiedliche Individualität. {ST May 10, 1899, par. 11}

Seine endliche Natur war rein und fleckenlos; die göttliche Natur, die die Ihn dazu brachte, zu Philippus zu sagen: „Wer mich gesehen hat, der hat {auch} den Vater gesehen“, war nicht vermenschlicht. Auch wurde die Menschlichkeit nicht durch die Verschmelzung oder Vereinigung der beiden Naturen vergöttlicht. Beide {Anm. endliche und göttliche Natur} behielten ihren wesentlichen Charakter und Eigenschaften bei. {MR NO. 1211; 16MR 182.1}

Christus hätte nicht mit der Herrlichkeit, die er in den himmlischen Höfen hatte, auf diese Erde kommen können. Sündige Menschen hätten diesen Anblick nicht ertragen können. Er verhüllte Seine Göttlichkeit mit dem Gewand der Menschlichkeit, aber Er verabschiedete sich nicht von seiner Göttlichkeit. {RH June 15, 1905, par. 12}

Christus hatte seine Göttlichkeit nicht gegen Menschlichkeit eingetauscht; sondern seine Göttlichkeit in Menschlichkeit gekleidet. {RH October 29, 1895, par. 6}

Er vereinigte das Menschliche mit dem Göttlichen: ein göttlicher Geist wohnte in einem fleischlichen Tempel. {YI December 20, 1900, par. 7}

Aber obwohl die göttliche Herrlichkeit Christi eine Zeit lang durch seine Menschwerdung verschleiert und verdunkelt wurde, hörte er doch nicht auf, Gott zu sein, als er Mensch wurde. Das Menschliche nahm nicht den Platz des Göttlichen ein, noch das Göttliche das des Menschlichen. Das ist das Geheimnis der Gottesfurcht {Engl.: „godliness“; Anm. es wird wahrscheinlich 1 Timotheus 3,16 zitiert}. Die beiden ausdrücke – menschlich und göttlich – waren in Christus eng und untrennbar eins, doch hatten eine ausgeprägte Individualität. Obwohl Christus sich erniedrigte, um Mensch zu werden, war die Göttlichkeit immer noch sein Eigentum. {ST May 10, 1899, par. 11}

Christus hatte zwei Naturen, die Natur eines Menschen und die Natur Gottes. In ihm waren Göttlichkeit und Menschlichkeit vereint. An seinem Vermittlungswerk hängt die Hoffnung der untergehenden Welt. Niemandem außer Christus ist es jemals gelungen, ein perfektes Leben zu führen – durch die Auslebung eines reinen und makellosen Charakters. Er verkörperte eine vollkommene Menschlichkeit, verbunden mit Göttlichkeit. Indem er jede der Naturen klar bewahrte, hat Er der Welt eine Darstellung des Charakters Gottes und des Charakters eines vollkommenen Menschen gegeben. {14LtMs, Ms 94, 1899, par. 47}

Für den Fürsten des Lebens war es eine schwierige Aufgabe den Plan auszuführen – indem er Seine Göttlichkeit mit Menschlichkeit kleidete – den Er zur Erlösung der Menschen fasste. Er hatte in den himmlischen Höfen Ehre erhalten und war mit absoluter Macht vertraut. Für Ihn war es genau so schwierig das Niveau der Menschlichkeit zu halten, wie für Menschen, sich über das niedrige Niveau ihrer verdorbenen Natur zu erheben, und der göttlichen Natur teilhaftig zu werden. {Con 85.1}

Als er auf der Erde war, war Er Gott, aber er legte die Gestalt Gottes ab und nahm stattdessen die Gestalt und das Aussehen eines Menschen an. Er wandelte auf der Erde als Mensch. Um unseretwillen wurde Er arm, damit wir durch Seine Armut reich würden. Er legte seine Herrlichkeit und seine Majestät beiseite. Er war Gott, verzichtete aber für eine Zeit auf die Herrlichkeit der Gottesgestalt. {5BC 1126.8}

Anmerkung: Während Christus auf der Erde lebte, lebte Er ein Leben von der Gottesgestalt (Persönlichkeit Gottes) entkoppelt. Dennoch behielt Christus Seine Göttlichkeit, zusammen mit Seiner Menschlichkeit. Darüber hinaus ist Seine göttliche Natur so beschaffen, dass Christus sich ständig Seiner menschlichen Natur völlig hingeben musste, damit er Seine Menschlichkeit bewahren konnte; die göttliche Natur Christi war nicht lahmgelegt. Diese Tatsachen sollten uns helfen zu verstehen, wer oder was ins Grab ging. Denn uns wird gesagt, dass Christus „in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.“ (Philipper 2,5-8 {Anm. Vers 8}). Sein Gehorsam hielt ihn davon ab, seine Göttlichkeit auszuüben. Er entschied sich dafür, seine Menschlichkeit bis zum Tod zu bewahren.

Widersprüchliche Aussagen

Lasst uns nun zwei bedeutsame und scheinbar widersprüchliche Aussagen über die Gottheit Christi, Seinen Tod betreffend, vergleichen:

Es gibt niemanden, der das Geheimnis der Inkarnation von Christus erklären kann. Dennoch wissen wir, dass Er auf diese Erde kam und als Mensch unter Menschen lebte. Der Mensch Christus Jesus war nicht der Herr, der allmächtige Gott, dennoch sind Christus und der Vater eins. Die Gottheit ist nicht unter der qualvollen Folter von Golgatha untergegangen, dennoch ist es wahr, dass Gott so sehr die Welt geliebt hat, „dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“ {5BC 1129.7; vgl. 18LtMs, Ms 140, 1903, par. 28}

Es war es seine menschliche Natur, die starb. Die Gottheit ist weder untergegangen noch gestorben; dies wäre unmöglich gewesen. Christus, der ohne Sünde war, wird jeden Sohn und jede Tochter Adams retten, wenn sie die ihnen angebotene Erlösung annehmen und einwilligen, Kinder Gottes zu werden. Der Erlöser hat das gefallene Geschlecht mit Seinem eigenen Blut erkauft. {5BC 1113.2; vgl. 19LtMs, Lt 280, 1904, par. 9}

Und doch hat Schwester White auch die folgende Aussage gemacht:

„Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ Die Menschen müssen verstehen, dass die Gottheit unter den Qualen von Golgatha gelitten hat und untergegangen ist. Doch Jesus Christus, den Gott als Lösegeld für die Welt hingab, kaufte die Gemeinde mit seinem eigenen Blut. Die Majestät des Himmels musste unter den Händen religiöser Eiferer leiden, die behaupteten, die aufgeklärtesten Menschen auf der Erde zu sein. {7BC 907.2; vlg. 13LtMs, Ms 153, 1898, par. 21}

Anmerkung: Wie Ellen White erklärt hat, ist die Göttlichkeit bzw. „Gottheit weder untergegangen noch gestorben“; außerdem „ist die Gottheit nicht unter der qualvollen Folter von Golgatha untergegangen“ und ich stimme ihrer Aussage zu … und doch wird uns auch gesagt, dass „die Gottheit unter den Qualen von Golgatha gelitten hat und untergegangen ist“. Hier besteht scheinbar ein Widerspruch, und es genügt zu sagen, dass wir verstehen müssen, was sie meinte.

Ellen Whites Ausdruck „die Gottheit ist weder untergegangen noch gestorben“ bezieht sich nämlich auf die „Natur“ seiner Göttlichkeit – ein Aspekt des „dualen Charakters seiner Natur“ (das Teilhaben an der göttlichen Natur), was ihn am Leben erhalten hätte. Was man im Auge behalten sollte, ist, dass die Kombination des Verstandes/Geistes mit dem Gehirn/Körper unser Gewissen, unsere Intelligenz und unseren Charakter ausmacht. Wenn das Gehirn/der Körper nicht mehr funktioniert, kann auch der Verstand/Geist nicht unabhängig vom Gehirn/Körper funktionieren.

Als Adam aus des Schöpfers Hand hervorging, wies er in seiner physischen, mentalen und geistlichen Natur eine Ähnlichkeit mit seinem Bildner auf. “ Gott schuf den Menschen in seinem Bild” (1 Mose 1,27), und es war seine Absicht, dass der Mensch, je länger er lebte, desto völliger dieses Bild offenbaren, desto vollkommener die Herrlichkeit des Schöpfers widerspiegeln sollte. {Ed 15.1 / vgl. Ez54 12.5}

Der springende Punkt ist, dass diese "Gottheit" Christi (göttliche Natur), die „weder untergegangen noch gestorben“ ist, kein separates und bewusstes Wahrnehmungsvermögen, das von der Person Christi getrennt wäre, hatte. Der biblischen Ontologie zufolge kann es keinen bewussten Verstand/Geist geben, der vom Körper getrennt ist. Daher gibt es für den menschgewordenen Christus nur einen Verstand, ein Bewusstsein, das in seinen physischen menschlichen Körper gebunden ist und das die ganze Person – sowohl das Menschliche als auch das Göttliche – beherrscht. Mit anderen Worten: Damit seine „Göttlichkeit“ funktionieren konnte, musste seine Menschlichkeit bzw. sein Gehirn/Körper funktionieren. Was auf „geheimnisvolle Weise verschmolzen“ war, wurde bei Seinem Tod nicht auseinandergetrennt. Dennoch blieb diese "Göttlichkeit", die Christus freiwillig nicht ausübte, bei Ihm als ein fester Bestandteil Seiner verschmolzenen Persönlichkeit, die ins Grab ging und den Tod als eine vollständige Person erlebte; es ist ein Geheimnis, wie uns gesagt wird. Es ist diese Verschmelzung der beiden Naturen, die seinen Tod wirksam macht.

{Anm. des Übersetzers: Der Autor scheint das nicht explizit zu erwähnen, aber das Wort „Deity“ (in den Zitaten als „Gottheit“ übersetzt) hat im Englischen mindestens zwei Bedeutungen. Zum einen kann das Wort (einen) Gott bezeichnen, also ein göttliches Wesen (a deity; eine Gottheit). Zum anderen wird es auch benutzt um das Gottsein, die Göttlichkeit bzw. die göttliche Natur zu beschreiben (divinity; die Göttlichkeit). Auch im Deutschen hat das Wort „Gottheit“ diese zwei Bedeutungen. Es kann also argumentiert werden (was der Autor hier und weiter unten auch tut), dass wenn EGW sagt „Gottheit ist weder untergegangen noch gestorben“, dass sie lediglich die göttliche Natur Christi meint (seinen göttlichen Geist) und wenn sie „Gottheit hat gelitten und ist untergegangen“ sagt, dass sie Jesus selbst als vollständiges Wesen (göttlich aber auch gleichzeitig menschlich) meint.}

Christus blieb Seiner Menschlichkeit treu sogar bis zum Tod

Jesus hat sich Seiner menschlichen Natur, durch das Ablegen Seiner Göttlichkeit, völlig hingegeben, indem Er der Versuchung widerstand, sich durch Seine Göttlichkeit am Leben zu erhalten. Er ließ es zu, dass die ganze Person (das Menschliche und das Göttliche) den Tod so erlitt, wie Menschen den Tod erleben würden: ohne jegliches Bewusstsein (Prediger 9,5-6.10; Psalm 146,4).

Er {Jesus} hätte in seiner göttlichen Person den Angriffen des Todes immer widerstehen und sich weigern können, unter seine Herrschaft zu geraten. Aber er gab sein Leben freiwillig hin, damit Er dadurch Leben geben und Unsterblichkeit ans Licht bringen konnte. Er musste die Sünden der Welt tragen und die Strafe erdulden, die wie ein Berg auf seine göttliche Seele herabrollte. Er starb nicht, weil Er dazu gezwungen wurde, sondern aus eigenem freien Willen. Es war Demut. Die Gesamtheit der Schätze des Himmels wurde in einer einzigen Gabe ausgeschüttet, um den gefallenen Menschen zu retten. Er brachte in Seine menschliche Natur alle lebensspendenden Energien ein, welche Menschen brauchen und empfangen müssen. Wunderbarer Zusammenschluss von Mensch und Gott! Er hätte die menschliche Natur für immer – durch das Spenden von Lebenskraft und unvergänglicher Kraft von seiner göttlichen an die menschliche Natur – vor den Einflüssen von Krankheit bewahren können. Aber er demütigte sich unter die menschliche Natur. Er tat dies, damit die Heilige Schrift erfüllt werden konnte. Gottes Sohn hat den Plan angenommen – im Wissen über all die Schritte – laut dem Er in Seiner Erniedrigung hinabsteigen müsste, um die Sünden einer verdammten, seufzenden Welt zu sühnen. {5LtMs, Lt 11, 1887, par. 17}

„Der Geist von Jesus schlief im Grab“

Jesus sage zu Maria: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater.“ Als Er im Tod am Kreuz Seine Augen schloss, ging die Seele Christi nicht sofort in den Himmel, wie es viele glauben. Denn wie könnten dann Seine Worte wahr sein: „ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater“? Der Geist Jesu schlief mit seinem Körper im Grab. Er flog nicht in den Himmel, um dort eine eigene Existenz zu führen und auf die trauernden Jünger herabzublicken, die den Körper einbalsamierten, aus dem er geflohen war. Alles, was das Leben und die Intelligenz Jesu umfasste, blieb mit seinem Körper im Grab. Ferner als Er herauskam, war es ein ganzes Wesen; Er musste seinen Geist nicht vom Himmel herbeirufen. Er hatte die Macht, sein Leben niederzulegen und es wieder aufzunehmen. {5BC 1150.6}

Anmerkung: Vor Seiner Inkarnation war Christus vollständig göttlich und konnte allgegenwärtig sein; etwas was er mit dem Vater gemeinsam hatte. Obwohl der Vater und der Sohn geistige Wesen sind, haben Vater und Sohn beides: einen physischen (körperliche Form, die lokal blieb) und einen nicht-physischen (allgegenwärtigen) Aspekt in Ihrer Persönlichkeit. Die nicht-physische Persönlichkeit vom Vater und Sohn ist die „Dritte Person“ oder der „Heilige Geist“, der Ihre Allgegenwart ist.

Während Seiner Inkarnation war Christus zwar völlig göttlich und völlig menschlich, aber Er war mit einem Geist ausgestattet, der sich nicht von einem menschlichen Geist/Verstand unterschied. Der nicht-physische {nicht-körperliche} Aspekt Seiner göttlichen Persönlichkeit, der zuvor allgegenwärtig war, war im Körper lokalisiert (zumindest gibt es keine Beweise dafür, dass er auf der Erde allgegenwärtig war). Somit können wir sagen, dass es nur der Geist des Vaters war, der während der Inkarnation Christi allgegenwärtig wirkte.

Nach Seiner Erniedrigung, Seinem Leiden und Seinem Tod kehrt der Sohn Gottes zurück in die Position seiner früheren Herrlichkeit und ist eins mit dem Vater in Macht und Herrschaft. {ST June 27, 1895, par. 5}

Nach der Himmelfahrt wurde die Allgegenwart Christi wiederhergestellt, ist aber nun durch Seine menschliche Erfahrung geprägt. Seine frühere „physische Persönlichkeit“ ist zusätzlich mit Seinem menschlichen Körper durchzogen, während seine nicht-physische Persönlichkeit nun mit dem menschlichen Verstand/Geist durchdrungen ist. Wenn wir also den Heiligen Geist empfangen, empfangen wir – neben dem Geist des Vaters – das Leben Christi selbst, das auch von Seiner menschlichen Erfahrung durchdrungen ist.

Davon abgesehen glaube ich, dass Christus als ganze Person gestorben ist, einschließlich Seines Verstandes/Geistes, der Seine beiden Naturen beherrscht. Ich glaube, dass EGW diesen Verstand/Geist mit dem Einschlafen im Grab meint. Ich glaube auch, dass Christi Göttlichkeit (ein integraler Aspekt, der selbst kein Bewusstsein hat, der verschmolzenen Persönlichkeit Christi, der Ihn am Leben hätte erhalten können) mit Ihm im Grab vor Ort blieb. Denken wir daran, dass Christus zwar eine duale göttlich-menschliche Persönlichkeit hatte, aber Er hatte/hat einen einzigen bewussten Verstand. Daher blieb alles, was ins Grab ging, im Grab ohne Bewusstsein.

Wie ohnmächtig war doch bei dieser Angelegenheit die Macht der Könige und Herrscher. Sie konnten ihren Willen nicht auf Den ausüben, Der für die Sünden der Welt umgebracht wurde. Wäre es nur möglich gewesen, hatte der Fürst der Finsternis mit seiner abtrünnigen Armee das Grab des Sohnes Gottes für immer versiegelt gehalten. Aber ein himmlisches Heer bewachte die Grabstätte. Mit majestätischem und furchtbarem Schritt ging der Gott des Himmels, gefolgt von den Engeln, um das Grab Christi. Sie waren unsichtbare Zeugen all dessen, was sich bei dem Scheinprozess im Gerichtssaal abgespielt hatte. Jede Handlung wurde notiert, jeder Spott aufgezeichnet. {12MR 421.3}

Anmerkung: Warum sagte sie nicht, dass Gott, der Vater, der Sohn Gottes und der Heilige Geist um das Grab herumgingen und um das tote Fleisch trauerten, das ohnehin keine Rolle spielte, weil es nur eine vorübergehende Hülle war, die jeden glauben lassen sollte, dass Jesus tatsächlich gestorben war, aber in Wirklichkeit war er nicht tot?

Daraus können wir schließen, dass Christus keine andere bewusste göttliche Persönlichkeit besaß – eine, die von seiner Menschlichkeit getrennt war. Es „flog nicht in den Himmel, um dort eine eigene Existenz zu führen“. Sondern „alles, was das Leben und die Intelligenz Jesu umfasste, blieb mit seinem Körper“, einschließlich Seines Geistes und der göttlichen Natur, die Ihn Selbst am Leben hätte erhalten können.

Ferner hat Ellen White erklärt, dass die Person Christi zwei Naturen hatte bzw. hat, aber auf geheimnisvolle Weise zu einer Person verschmolzen ist – dem Menschen Christus … Wenn Schwester White also sagt: „die Gottheit ist weder untergegangen noch gestorben“, dann bezieht sie sich auf die göttliche „Natur“ Christi. Die „Eigenschaft“ dieser göttlichen Natur war bzw. ist so, dass sie Jesus am Leben hätte erhalten können. Aber das war nicht ein anderer Aspekt Seiner Person, die außerhalb von Ihm mit separatem Bewusstsein existierte. Christus, der EINEN Verstand und EIN Bewusstsein hatte, lag offenbar ohne Bewusstsein im Grab.

Illustration: Stellen wir uns vor, wir tauchen mit einer voll funktionsfähigen Tauchausrüstung und einem vollen Sauerstofftank unter Wasser. Jesus, der seine Göttlichkeit nicht ausübte, um sich vor dem Tod zu bewahren, wäre mit einem Taucher vergleichbar, der freiwillig auf den Sauerstoff der Tauchausrüstung verzichtet, um sich am Leben zu erhalten. Christi Göttlichkeit (keine bewusste, kognitive Entität) würde es ihm ermöglichen, sich am Leben zu erhalten, „durch das Spenden von Lebenskraft und unvergänglicher Kraft von seiner göttlichen an die menschliche Natur“ {Lt 11, 1887, par. 17}. Aber Er entschied sich dagegen und blieb seiner Menschlichkeit bis zum Tode treu.

Als Christus starb, widerstand Er der Versuchung und gab freiwillig {die Möglichkeit} auf, um seiner Göttlichkeit zu erlauben Ihn Selbst am Leben zu erhalten. Das obwohl Er seine Göttlichkeit als integralen Aspekt seiner verschmolzenen Persönlichkeit beibehielt. Christus verzichtete freiwillig auf alle Vorrechte seiner eigenen Göttlichkeit … und legte es in die Hände Seines Vaters … als er sagte: „Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Und als er das gesagt hatte, verschied er.“ (Lukas 23,46)

Informationen zu der Übersetzung

  • Übersetzungsfehler vorbehalten. Wem es möglich ist, soll den Originalartikel auf Englisch lesen.

  • Geringe Änderungen bei der Zeichensetzung, Formatierung und Ausdrucksweise vorgenommen, um den Text im Deutschen verständlicher zu machen.

  • Überschriften eingefügt und den Artikel in zwei Teile geteilt, um diesen lesbarer zu gestalten.

  • EGW-Zitate, die auf www.egwwritings.org nur auf Englisch verfügbar sind, wurden selbständig übersetzt. Zitate, die auch auf Deutsch verfügbar sind, wurden, um eine bestmögliche Genauigkeit zu gewährleisten, mancherorts neu übersetzt (siehe zum Vergleich [vgl.] die Quellenangaben).

  • Außer es wird explizit etwas anderes angegeben, ist die benutzte Bibelversion die Schlachter 2000 (SCH2000); Copyright © 2000 durch Geneva Bible Society. In den nicht-Biblischen Zitaten (EGW, Pioniere), die von den bereits bestehenden Übersetzungen übernommen wurden, werden oft auch Bibelzitate und somit andere Übersetzungen (Luther) benutzt.

  • {} - mit diesen Klammern werden die Hinzufügungen des Übersetzers markiert. Die Quellenangaben bei EGW-Zitaten wurden teilweise überarbeitet und ebenfalls in solche Klammern eingeschlossen (mit den Kürzeln kann man die Zitate auf www.egwwritings.org finden).

  • „Anm.“ – Anmerkung(en). Hinzufügungen oder Kommentare des Übersetzers.

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Tod und Auferstehung von Christus: Starb die Göttlichkeit Christi? – 2. Teil

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Zur Verteidigung der Wahrheit über den Missionsbefehl (Mat. 28,19) - 2. Teil